27. Jul 2022
Nicole Giraud
Wie heilen Wunden am besten?

Lange Zeit glaubte man, dass der Schorf, den der Körper an einer Wunde bildet, der beste Schutz für die Verletzung sei. Diese Auffassung wurde durch den Arzt Georg Winters in den 1960er Jahren widerlegt, da er nachweisen konnte, dass eine feuchte Wundbehandlung mit Salbe, Pflastern und Verbänden zu einer schnelleren und problemlosen Heilung führt. Ab diesem Zeitpunkt fand in der Medizin ein Umdenken statt. Wir haben fünf Fakten zusammengefasst, warum eine feuchte Wundversorgung besser für die Regeneration des Gewebes ist.
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Nicol Schmidt-Dzialek ist die Inhaberin von Wundcare Berlin-Brandenburg. Sie arbeitete 12 Jahre lang als Krankenschwester im Havelland Klinikum Nauen und sammelte dort in verschiedenen Fachbereichen wertvolle Erfahrungen. Seit 2008 ist sie ICW-zertifizierte Wundexpertin/Wundschwester. Gemeinsam mit ihrem Team, das ausschließlich aus examinierten Kranken- oder Gesundheitspflegern/innen mit zusätzlicher Zertifizierung als Wundexperte/in besteht, betreut Nicol Schmidt-Dzialek seit 2007 pflegebedürftige Menschen aller Altersgruppen von Magdeburg bis Frankfurt (Oder). Seit 2015 firmiert ihr Unternehmen unter Wundcare Berlin-Brandenburg.
Schnellere Heilung
Damit eine Wunde heilen kann, muss der Körper viele neue Zellen bilden. Diese wiederum benötigen ein feuchtes Klima, um sich vermehren und an ihren Platz im verletzten Gewebe wandern zu können. In einer offenen oder nicht mit Heilsalbe behandelten Wunde wird das Wachstum neuer Zellen verlangsamt, was dazu führt, dass sich die Wunde nur langsam schließt. Es konnte nachgewiesen werden, dass eine Wunde in einem feuchten Mikroklima doppelt so schnell heilt wie in einer trockenen Umgebung. Auch das Wundsekret, das sich förderlich auf den Heilungsprozess auswirkt, bleibt in einer feuchten und abgedeckten Verletzung erhalten und kann dadurch seine positive Wirkung entfalten. Daher sollten auch kleine Alltagsverletzungen wie ein Schnitt oder ein Kratzer nicht sich selbst überlassen, sondern mit einem Wundheilmittel und einem Pflaster versorgt werden.
Weniger Schorfbildung
Als natürliche Reaktion auf eine Verletzung bildet sich im weiteren Verlauf Schorf, der sich jedoch als hinderlich für die Wundheilung erwiesen hat. Der trockene, harte Schorf stört die Regeneration der Haut, erschwert die Entstehung neuer Zellen und behindert ihre Wanderung innerhalb des verletzten Gewebes. Schorf ist hart und unflexibel, wodurch die Wunde schnell wieder aufreißen kann und die Heilung verzögert wird. Zudem ist Schorf zu porös, um als Wundabdeckung zu dienen. Die Wunde wird damit zum Nährboden für Bakterien, die schmerzhafte eitrige Entzündungen hervorrufen und im schlimmsten Fall auf das umliegende Gewebe übergreifen können.
Vorbeugung von Narben
Die verzögerte Wundheilung, die durch eine offene Wundheilung und durch Schorf bedingt ist, fördert die Entstehung von Narben. Das Gewebe einer Verletzung braucht für die optimale Heilung ein Klima, das dem einer geschlossenen Wundblase entspricht, weshalb immer eine Heilsalbe sowie das passende Pflaster verwendet werden sollten. Dadurch bleibt die Haut geschmeidig, das erneute Aufplatzen der Wunde wird verhindert und der Heilungsprozess wird beschleunigt. Diese drei Faktoren sorgen dafür, dass nur minimale Narben entstehen und die Verletzung bald vergessen werden kann.
Schutz vor Infektionen
Heilsalben enthalten antibakterielle Wirkstoffe wie Zink und verhindern dadurch, dass sich schädliche Mikroorganismen ansiedeln. Eine Wundabdeckung in Form eines Pflasters oder eines Verbands bildet eine wirksame Barriere, die das verletzte Gewebe vor Bakterien schützt und damit eine Infektion verhindert. Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, dass sie im Laufe eines Tages mit vielen, zum Teil gefährlichen Keimen in Berührung kommen, und merken dies erst dann, wenn sich eine Wunde entzündet hat. Wer jedoch ein Pflaster verwendet und es regelmäßig wechselt, muss sich keine Sorgen über eine Infektion machen.
Mehr Komfort
Ein feuchtes Wundklima hat den Vorteil, dass die Haut um die Wunde geschmeidig bleibt und die neu entstehenden Hautschichten vor zu starken Belastungen geschützt sind. Schmerzen im Bereich der Verletzung werden dadurch verhindert oder zumindest gelindert. Auch unangenehme Spannungsgefühle sowie Juckreiz werden durch die Verwendung einer Heilsalbe und einer geeigneten Wundabdeckung minimiert.
Fazit
Die feuchte Wundheilung hat sich in der Medizin als Standard etabliert, da ihre Vorteile für die Gesundheit der Patienten bewiesen und erprobt sind. Auch kleinere Blessuren sollte man immer mit Wundsalbe und Pflaster versorgen, damit die Verletzung schnell und gut heilen kann und keine Narben zurückbleiben.