Barfuß-Wasserski EM 2019

24. Okt 2019

Franz Kirsch

Deutschland holt den Team-Titel

Wasserski, Barfuß
Steffi Kirsch bei ihrer Paradedisziplin Springen

Bereits bei den internationalen Deutschen Meisterschaften mit Teams und Gästen aus Belgien, Holland, Italien und Neu Seeland zeichnete sich ein hohes Niveau der Deutschen aber auch der Italiener ab. Nur vier Wochen später hatten die Italiener zu den 42.  Europameisterschaften ins professionelle Leistungszentrum des italienischen Wasserski-Verbandes nach Recetto eingeladen. Titelverteidiger Deutschland konnte sich mit Spitzenleistungen der einzelnen Athleten, gepaart mit kluger Teamtaktik, souverän den Sieg vor Italien und Holland sichern.


Barfuß ist ein spritziger Wassersport, der nicht an den Füßen, bestenfalls an den Nerven kitzelt. Für nicht fachkundige Zuschauer sieht der Sport nicht ganz ungefährlich aus. Viele vermuten, dass Barfuß laufen zumindest nicht ohne schwerere Zerrungen zu erlernen ist. Doch weit gefehlt, selbst Kinder lernen diesen Sport ganz leicht.



Insgesamt hatten sich 64 Starter aus acht Nationen für diese EM qualifiziert. Bewertet werden drei Disziplinen: Slalom (kreuzen der Heckwelle des Zugbootes 2 x 15 sec vor- oder rückwärts auf einem Fuß), Tricks (Drehungen, Hantel am Fuß etc.) und Springen über die 2,10 m lange und 45 cm hohe Schanze. Aus den 3 Disziplinen wird dann auch die Wertung “Kombination” errechnet. 

Wasserski, Barfuß
Die Nationalmannschaft v.l.n.r.: Svenja Hempelmann, Malin Borens, Steffi u. Jacky Kirsch, Marc Niebur, Benn Zinn, Julius Auer - Hinten: Frank Zinn, Christian Kurz, Kenneth Eissler

 

An den ersten beiden Wettkampftagen wurden bei fantastischen Wasser- und Wetterbedingungen zunächst die Jugend und Senioren Bewerbe ausgetragen. Ganz hervorragende Leistungen zeigten Malin Borens (14 J.) und Ben Zinn (13 J.) und Julius Auer (17 J.). Malin, die erst seit 2 Jahren dabei ist, errang mit persönlicher Bestleistung Platz 4 und Ben konnte insgesamt 2 Silber und 2 Bronze Medaillien erobern. Julius, der erst vor wenigen Wochen Deutscher Meister der Jugend in der klassischen Disziplin Slalom (mit einem Ski) wurde, konnte mit persönlicher Bestleistung Platz 4 erringen.

 

Bei den Senioren (seit Jahren fast unschlagbar) erklang fast bei allen Disziplinen die detusche Nationalhymne. Angeführt von der Grand Dame Steffi Kirsch: Gold in allen Disziplinen und in der Kombination. Zweit- und drittplaziert ließ Svenja Hempelmann ebenfalls die internationale Konkurrenz hinter sich. Auch die Superleistungen von Frank Zinn (1 x Silber; 2 x Bronze) waren beachtlich. Aber die Sensation war der Wahlberliner aus Hermeskeil, Christian Kurz. Er konnte alle 4 Goldmedaillien bei den Ü35 souverän für sich verbuchen.

 

Bereits jetzt begannen die Hochrechnungen für die Teamwertung – und da musste am 3. Tag in der offenen Klasse noch was her zur Führung. Jacky Kirsch (die krankheitsbedingt starken Trainingsrückstand hatte) erreichte im Slalom noch einen beachtlichen 4. Platz. Steffi Kirsch errang in ihrer Paradedisziplin Springen die Goldmedaille sowie Gold in der Kombination und 2 x Silber.  Svenja Hempelmann konnte mit Gold im Slalom endgültig die Konkurrenz distanzieren. Dem ganzen die Krone und den sicheren Teamsieg setzte dann Kenneth Eisler drauf. Mit einem Supersprung und persönlicher Betleistung von 25 Metern gewann er Gold und sicherte sich damit auch die Bronzemedaille in der Kombination.

 

Bis zum feierlichen Abschlussbankett in Novarello liefen die Rechner heiß. Die ermittelten Zahlen wurden bestätigt: Das Siegerteam hieß Germany – knapp vor Italien und Holland. Und dann noch ein Grund für ausgelassenes Feiern der Deutschen: Der Präsident des Europäischen Verbandes verkündete den Namen der Sportlerin des Jahres 2018: Steffi Kirsch.

 

Ob es da im nächsten Jahr bei den Europameisterschaften in London noch was zu überbieten gibt? Wohl kaum! Steffi Kirsch wird zwar nicht mehr am Start sein. Die jetzt 50-jährige Ärztin kann beruflich bedingt den erforderlichen Trainingsaufwand nicht mehr erbringen. Aber wir haben ja genug hoffnungsvollen Nachwuchs in Deutschland.